750 Jahre Uelzen - Jubiläumsfilm

 

Liebe Uelzenerinnen und Uelzener,

am 13. Dezember 2020 wollten wir alle gemeinsam 750 Jahre Stadtrechteverleihung der Hansestadt Uelzen feiern. Wir hätten uns persönlich getroffen – mit unserem Ministerpräsidenten, mit unseren Partnerstädten aus Europa, Frankreich, England und vielen weiteren Freunden. Die Pandemie wollte es anders. Deshalb nehme ich Sie jetzt virtuell mit und erzähle ein wenig über die Geschichte von Uelzen. Ich hoffe, Sie nehmen sich ein paar Minuten Zeit.

Die Ursprünge von Uelzen liegen in Oldenstadt. Man hört es vielleicht schon am Namen: Oldestadt – die alte Stadt. Hier wurde im 10. Jahrhundert ein Kloster erbaut. Die Siedlung, die um das Kloster entstanden ist, nannten die Einwohner Ulishusen, später auch Ulessen. Sie hören vielleicht schon den Namen heraus: Ulessen – Uelzen. Um 1250 haben sich die Einwohner mit ihrem Landesherrn, dem Bischof zu Verden, überworfen. Wahrscheinlich ging es um das Thema Abgaben. Unter Anführung von Bernhard Nigebur, später der erste Bürgermeister von Uelzen, beschlossen die Einwohner, die Klostersiedlung zu verlassen. Westlich der Ilmenau bauten sie ihre Häuser wieder auf. Hier war das Einflussgebiet des Grafen von Schwerin und nicht des Bischofs zu Verden. Der Graf musste wegen eines Konflikts diese Ländereien an die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg abgeben. Und so kam es, dass 1270 Herzog Johann von Braunschweig am 13. Dezember Uelzen die Stadtrechte verliehen hat. Und zwar der „Stat to deme Leowenwolde“. Der Name hat sich nicht durchgesetzt. Die Einwohner waren daran gewohnt, ihre Stadt Ulessen zu nennen.

Ich befinde mich jetzt zwischen Propstei und St.-Marien-Kirche und möchte hier über die bewegte Vergangenheit Uelzens sprechen. Dafür steht diese Propstei, die ursprünglich wohl schon Anfang des 14. Jahrhunderts gebaut wurde. Sie wurde durch einen großen Stadtbrand 1646 und im 2. Weltkrieg vernichtet. Uelzen hat viele Schicksalsschläge erlitten. Es gab drei große Stadtbrände, 1646, 1826 und am Ende des 2. Weltkriegs 1945. Auch viele Krankheiten wie die Ruhr, Pest oder Cholera suchten Uelzen heim. Allein 1597 ist jeder 3. Bürger in Uelzen verstorben. Nur 1.500 Menschen haben zu dieser Zeit hier gelebt. Die Kirche, die Sie jetzt sehen, stand 1945 in Flammen. Das Dach leuchtete kupferrot. Auch dieser Anblick muss gewaltig gewesen sein. Aber egal, welcher Schicksalsschlag kam: Die Uelzenerinnen und Uelzener haben sich nicht unterkriegen lassen. Wir haben alles wiederaufgebaut. Wir sind im besten Sinn dickköpfig. Was ich besonders schön finde und was viele nicht wissen: Uelzen war im Mittelalter eine wichtige Bierbrauerstadt. Im 17. Jahrhundert gab es hier rund 60 Bierbrauereien und war damals die wichtigste Einnahmequelle der Stadt. Ich mag Bier, deshalb finde ich diese Geschichte fantastisch.

Seit 2016 ist Uelzen offiziell Hansestadt. Wie ist das nun mit der Hanse? Ich möchte mit einem Vorurteil aufräumen. Natürlich ist Uelzen nicht irgendwann Mitglied der Hanse geworden und hat einen Aufnahmeantrag gestellt hat. Ich gehe davon aus, dass Uelzen seit seiner Stadtgründung mit anderen Kaufleuten der Hanse gehandelt hat. Die Hanse war nichts anderes als eine Art Vorgänger der heutigen Europäischen Wirtschaftsunion. Händler haben sich zusammengefunden, um einen Marktplatz zu finden und sich gegenseitig Schutz zu bieten. Wenn Kaufleute damals mit ihren Waren von Ort zu Ort zogen, waren sie froh über eine sichere Übernachtungsmöglichkeit. Die Hanse diente dazu, gegenseitigen Handel möglich zu machen – und das europaweit. Die Hanse hat nichts damit zu tun, dass sie nur an der Ostsee zu finden war. Köln und Dortmund waren zum Beispiel im Mittelalter die größten Hansestädte. 1374 wurde Uelzen im Zusammenhang mit der Hanse erstmal urkundlich erwähnt.

Uelzen war und ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt in Norddeutschland. Deshalb stehe ich nun vor dem Hundertwasser-Bahnhof, dem Wahrzeichen der Hansestadt Uelzen. Der Architekt Hubert Stier baute den Bahnhof 1888 im wilhelminischen Baustil. Er wurde als Projekt für die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover zum Hundertwasser-Bahnhof umgebaut. Übrigens das letzte Projekt von Friedensreich Hundertwasser, an dem er persönlich mitgewirkt hat. Noch heute setzt der Bahnhof aufgrund seiner energieeffizienten und ökologischen Bauweise Maßstäbe für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Er steht auch für den Wirtschaftsstandort Uelzen und die vielfältige Kulturszene hier:  Ich möchte beispielhaft erwähnen den Kulturkreis, das Neue Schauspielhaus oder unser Theater. Übrigens das größte Gastspielhaus zwischen Hamburg und Hannover. Nicht vergessen dürfen wir das Open R Festival, bei dem bereits Weltstars wie Elton John oder Sting aufgetreten sind.

Das ganze Jahr 2020 sollte geprägt sein von den Feierlichkeiten zu unserem Stadtjubiläum. Aber die Pandemie wollte es anders. Wir haben alle Verständnis dafür, denn die Gesundheit geht zurzeit vor. Ich möchte mich dennoch bei allen zu bedanken, die sich mit kreativen Ideen eingebracht haben, um unser Jubiläum zu feiern. Wir werden das ein oder andere Fest 2021 nachholen, soweit es die Pandemie zulässt. Wir Uelzener lassen uns nicht unterkriegen. Ich glaube sagen zu dürfen: Wir leben in einer der besten aller Zeiten, an einem der besten aller Orte. Denn Uelzen ist wunderschön und hat eine tolle Lebensqualität. Wenn wir gemeinsam daran mitwirken, können wir Uelzen noch lebenswerter machen. Dafür möchte ich sehr gern meinen Beitrag leisten. Ich hoffe, Ihnen hat der kleine Rundgang durch die Stadt und die Geschichte gefallen. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Bleiben Sie bitte gesund!