Energiekrise: Bürgermeister Jürgen Markwardt zur aktuellen Lage (20. September 2022)

Energiekrise: Bürgermeister Jürgen Markwardt zur aktuellen Lage (20. September 2022)

Ich kann mir vorstellen, dass das Thema für Sie auch ein schwieriges Thema ist. Übrigens genauso wie für mich auch. Mache ich mir genauso wie Sie mit Sicherheit Sorgen über die aktuelle Situation. Und vielleicht hängt uns allen das Thema sogar schon ein bisschen zum Hals raus. Trotzdem halten wir es für richtig, Sie aktuell zu informieren über den Zustand hier in Uelzen. Was kommt auf uns zu? Was machen wir, um diese Energiekrise in den Griff zu behalten? Ja, und was ist damit auch für Sie in der Zukunft zu erwarten? Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich heute nicht über Kosten spreche. Die Kosten werden vom jeweiligen Energieversorger bestimmt, nicht von uns. Aber ich möchte über die tatsächliche mögliche physikalische Energiekrise mit Ihnen sprechen. Deshalb werden Sie es wie bei den Corona-Updates sehen. Sie werden die Zeiten im Post finden, wann welches Thema angesprochen wird.

Zunächst ein allgemeiner Überblick. Ich möchte unterscheiden zwischen Gas und Strom. Beginnen wir mal mit dem Gas. Sie wissen alle, wir haben große Probleme, weil unsere Abhängigkeit zu Russland bezüglich der Gaslieferungen über die letzten Jahre schlichtweg einfach zu hoch war. Wir bekommen aktuell kein Gas aus Russland geliefert. Trotz allem hören wir und darüber dürfen wir uns freuen, dass die Energie, dass die Gasspeicherstände gut sind. Ich darf Ihnen sagen, mit dem Datum gestern waren die deutschen Gasspeicher bei ungefähr einem Füllstand von 91 %. Das ist sehr gut, weit über das, was prognostiziert wurde. Aber kann uns das auch sicher machen, dass wir über den Winter kommen? Vielleicht ein paar Zahlen, Daten, Fakten dazu. Diese Gasspeicher können Sie sich ungefähr vorstellen wie Ihren Öltank, falls Sie einen zuhause haben. Oder einen Gastank, falls Sie einen besitzen. Der reicht für eine gewisse Zeit und man spricht davon circa 50 bis 60 Tage, aber keinesfalls drei Monate. Ist deutlich abhängig einerseits von der Temperatur natürlich. Sie können sich vorstellen, wenn ein strenger Winter auf uns zukommt und zurzeit ist es ja relativ kalt im September, dann hat das negative Einflüsse auf den Gasspeicher, natürlich aber auch unser Verbrauch. Und letztlich, wie schnell können wir die Gasspeicher wieder nachfüllen, wenn wir den tatsächlichen Verbrauch haben? Das alles wirkt sich auf die Gasspeicher aus. Und entscheidend ist, dass wir am Ende des Winters und da wird der 1. Februar jetzt genommen, dass wir dort noch auf einem Füllstand von 40 % sind. Sollten wir unter diesen 40 % am 1. Februar sein, dann haben wir möglicherweise starke negative Auswirkungen auf den nächsten Winter 2023/24. Denn nach aktueller Vorhersage würde es uns dann nicht mehr gelingen, die Gasspeicher wieder bis zum nächsten Winter zu füllen.

Sie merken, alles hängt mit allem zusammen und es ist trügerisch zu glauben, die Gasspeicher sind ja voll. Wir kommen damit locker über den Winter. Ich möchte damit keine Sorgen auslösen, aber es kann sein, dass wir irgendwann einmal auch dazu kommen müssen, bestimmte Energieverbraucher abzuschalten. Das wird allerdings die Bundesnetzagentur dann machen, nicht wir. Der Zusammenhang mit dem Strom ist schlichtweg, dass 1/8 des Stroms, also 12,5 Prozent, ungefähr durch Gas produziert wird. Wenn es kein Gas mehr gäbe, dann würde natürlich ein sogenanntes Gap entstehen. Das heißt, es kann kein Strom durch Gas produziert werden und das müsste aufgefangen werden. Das funktioniert in aller Regel aber zu 100 %. Sicher können wir uns nicht sein. Ich kann Ihnen nur sagen, ein Stromausfall, der zurzeit nicht zu erwarten ist, aber der rein theoretisch möglich ist, ist sicherlich einer der schwierigsten Situationen, die wir gemeinsam zu bestehen hätten. Deswegen sind wir aufgerufen, von der Bundesnetzagentur zu sparen. Übrigens Wir alle, nicht nur die Verwaltung oder der öffentliche Raum, sondern wirklich wir alle sind aufgerufen sowohl Gas als auch Strom zu sparen. Und diesem Ziel hat sich die Hansestadt Uelzen natürlich auch verschrieben. Und ich bin mir sicher, das machen wir auch alle gemeinsam und wir kriegen das auch hin. Und ich darf Ihnen auch schon sagen, wir sind auf einem sehr guten Weg im Vergleich zum Gasverbrauch der letzten Jahre. Im Schnitt liegen wir aktuell 13 bis 15 % darunter. Das heißt, der Gasverbrauch ist relativ gering zurzeit in Deutschland, sicher auch schon eine Anstrengung vieler Unternehmen. Ja, und wir hatten noch keine Möglichkeit oder keine wirkliche Notwendigkeit zu heizen. Auch das ist ja ein wichtiger Fakt.

Ich komme jetzt zu den Maßnahmen, die die Stadt Uelzen selbst betreffen. Da muss man einmal unterscheiden zwischen den Maßnahmen, die wir schon umgesetzt haben, und die Sie vielleicht möglicherweise auch schon wahrgenommen haben. Denn es kann sein, dass Ihnen schon aufgefallen sein wird, dass zum Beispiel die St. Marienkirche nicht mehr bestrahlt wird. Das gleiche gilt für die Stadtmauer und andere Denkmäler. Diese werden schon jetzt nicht mehr beleuchtet. Auch haben wir die Brunnen vorzeitig ausgestellt. Das ist insbesondere natürlich für die Bahnhofstraße und für die Kinder dort schade, aber es spart schlichtweg Strom. Letztlich überprüfen wir auch alle Veranstaltungen der Stadt, ob wir sie tatsächlich brauchen und wie wir Energie sparen können. Das werden wir übrigens auch beim Weihnachtsmarkt tun und bei der Weihnachtsbeleuchtung. Auch dort werden wir versuchen, mindestens 20 % Energie einzusparen, wie wir sie überall einsparen müssen. Auch im Rathaus hat haben diese Maßnahmen schon Einzug gehalten. Hier wird zurzeit noch gar nicht geheizt. Aber wenn geheizt würde, dann nicht wärmer als 19 Grad. Und die Durchlauferhitzer für Warmwasserzubereitung sind auch abgestellt. Das gilt grundsätzlich für alle städtischen Gebäude. Ich darf Sie aber beruhigen, nicht für Schulen und Kitas. Natürlich die Kinder. Möglicherweise müssen wir über den Winter sowieso wieder lüften aufgrund von Corona. Deswegen werden wir dort keine Einschränkungen durchführen, was das Heizen angeht. Das sind Maßnahmen, die schon bestehen.

Darüber hinaus allerdings hat gerade gestern der Rat weitere Maßnahmen beschlossen, die ich Ihnen auch gerne mitteilen möchte. Das betrifft zum einen die Straßenbeleuchtung. Im Grundsatz wurde gestern der Beschluss gefasst, dass in den meisten Bereichen Uelzens die Straßenbeleuchtung reduziert wird. Das bedeutet, dass sowohl in der Kernstadt als auch in den Ortsteilen grundsätzlich die Beleuchtung von 22.30 bis 5 Uhr abgeschaltet wird. Bitte, das ist nur ein leichtes Vorziehen. Denn in vielen Bereichen, gerade in den Ortsteilen, hatten wir sowieso schon keine Straßenbeleuchtung in der Nacht, meistens ab eins. Jetzt gehen die Straßenlampen dann schon um 22.30 Uhr aus. Für die eigentliche Innenstadt gilt das nicht. Das hat einfach Sicherheitsaspekte. Wir haben das auch eng mit der Polizei abgestimmt und haben gemeinsam solch ein Maßnahmenbündel vereinbart und beschlossen. Überall dort, wo es Fußgängerüberwege gibt, auch dort bleibt die Straßenbeleuchtung zunächst an. Und wir müssen sehen, ob wir die Straßenbeleuchtung separat abschalten können. Und die Fußgängerüberwege bleiben noch an. Also noch mal im Grundsatz im Kernstadtbereich und in den Ortsteilen von 22.30 bis 5 Uhr keine Straßenbeleuchtung mehr. Im innerstädtischen Bereich sehr wohl. Fußgängerüberwege sind ausgenommen.

Ein weiteres Thema ist die Stadthalle. Die Stadthalle wird ab dem 1. Januar grundsätzlich geschlossen, und zwar der große Saal und die daneben liegenden Gildesäle. Also die Veranstaltungssäle sozusagen. Diese werden geschlossen. Alle weiteren Bereiche, sei es der Hoteltrakt, die Kegelbahn, aber auch der Gildebereich, also das Schützenwesen, der Schießstand, bleiben weiter geöffnet. Hier behalten wir uns natürlich vor, die Maßnahmen noch zu verändern. Schauen wir mal, wie die Energiekrise weitergeht. Die St.-Viti-Kapelle wird ab 1. Dezember nicht mehr für Hochzeiten zur Verfügung stehen und das genauso wie die Stadthalle voraussichtlich bis Ende März. Davon gehen wir jetzt mal aus, denn dann wissen wir längst, ob wir eine Energiekrise hatten oder eben nicht. Also spätestens dann werden die Maßnahmen wohl auch wieder aufgehoben. Ein weiteres Thema sind die städtischen Turnhallen und dabei handelt es sich ausschließlich um die Sporthallen bei den Grundschulen, nicht die großen Hallen, wo auch Leistungssport durchgeführt wird. Die sind nicht in unserer Trägerschaft, die liegen beim Landkreis. Aber für die kleineren 7 Hallen, die neben den Grundschulen liegen, alle Grundschulen außer Molzen. Dort gilt erstens: Die Hallen bleiben auf jeden Fall geöffnet. Wir wollen unbedingt, dass sowohl der Schulsport als auch der normale Sport dort stattfinden können. Allerdings werden wir das Warmwasserduschen einstellen. Das bedeutet also, die Warmwasserzubereitung wird abgestellt. Das hat schlichtweg damit zu tun, dass nur für wenige Minuten dann mal tatsächlich das warme Wasser benutzt werden muss für die Dusche. Aber wir 24 Stunden lang das Warmwasser vorhalten und das verbraucht wirklich viel Energie. Das können wir zum Glück separieren von den Schulen und abschalten. Wir haben dafür Kontakt mit den Schulen aufgenommen, auch mit den Sportvereinen, und haben überwiegend, bis auf einen Sportverein, überall Zustimmung erhalten, dass wir diese Maßnahmen so umsetzen können. Aber das wichtige Signal noch mal: Die Sporthallen bleiben offen. Das sind die Maßnahmen, die gestern vom Rat beschlossen wurden.

Sie können das Ganze auch noch verfolgen auf der Internetseite der Hansestadt Uelzen unter www.hansestadt-uelzen.de/energiekrise. Dort können Sie alles nachlesen wie Energiespartipps oder Informationen, wo Sie möglicherweise Förderprogramme finden. Denn ich weiß, uns drückt die Situation und ich kann Ihnen auch sagen, wir werden Sie weiter mit Informationen versorgen. Ich habe großes Vertrauen, dass wir das schaffen, dass wir auch diese Situation jetzt überstehen, die sicherlich schwierig ist, eine für uns alle noch nicht dagewesene Situation. Aber wir nehmen uns das Ziel fest vor, mitzusparen, dass wir diese 20 % als Sparziel erreichen. Damit wir am Ende alle unsere Jobs behalten, damit es zu Hause warm bleibt. Ehrlich gesagt, aber auch, damit ein russischer Despot es nicht schafft, Europa in die Knie zu zwingen, denn das können wir auch nicht zulassen. Also bitte bleiben Sie optimistisch, was das Thema angeht. Wir bleiben bei Ihnen. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.