Aus dem Archiv

Aus dem Archiv: Einweihung des Uhlenköperdenkmal

Die Geschichte vom Uhlenköper ist seit langem ein wichtiges Identitätsmerkmal der Stadt Uelzen. Die Geschichte vom Kaufmann Böning, der vom Bauern Wulf aus Teendorf an der Nase herumgeführt wurde, weil er drei junge Eulen (Baarftgahns) statt der gewünschten Birkhähne (Barghahns) kaufte, und so die „Uhl im Sack“, war seit Mitte des 19. Jahrhunderts überregional bekannt. Uelzener werden seither häufig auch Uhlenköper genannt.

Es ist daher nicht überraschend, dass diese Sage irgendwann in Uelzen in Form eines Denkmals sichtbar gemacht werden sollte. Eine erste Umsetzung dieses Themas erfolgte 1961 von der Uelzener Künstlerin Helga Brugger, als sie eines von mehreren Modellen für einen Brunnen schuf, der anlässlich des 100. Geburtstages der Kreissparkasse Uelzen erbaut werden sollte. Dieses – für den Brunnen nicht verwendete - Model erweckte bei dem damaligen Stadtdirektor Günter Goldmann und
Bürgermeister Adolf Hochgraefe Interesse. Günter Goldmann nahm zügig Kontakt sowohl zur Sparkasse als auch zur Künstlerin auf mit der Idee, diese Vorlage für ein eigenständiges Denkmal zu verwenden. Als Aufstellungs-Ort war bereits der später verwendete Platz an der St.-Marien- Kirche „ausgeschaut“ worden. Die Sparkasse als Eigentümerin des Modells war bereit, ihre Rechte für diesen Zweck kostenlos abzutreten. Nach weiteren Gesprächen mit Helga Brugger wollte diese zunächst ein weiteres, kleineres Model anfertigen. Einige Monate später nahm der ebenfalls involvierte Senator Alfred Krüger Kontakt zum Vorsitzenden des Uelzener Verkehrsvereins, Peter Cordes, auf, um die Möglichkeit einer Spendenaktion für die Errichtung des Denkmals zu sondieren. Der nahm die Aufgabe auch zügig an, und es wurde eigens dafür ein Ausschuss innerhalb des Vereins gebildet. Allerdings gestaltete sich Frage um die Gestaltung des Denkmals in der folgenden Zeit wohl
weitaus komplizierter, als sich alle daran beteiligten Persönlichkeiten anfangs gedacht hatten. Schon bald wurde erste Kritik am Entwurf Helga Bruggers laut, so dass sich Günter Goldmann gezwungen sah, die Künstlerin um einen neuen, „volkstümlicheren“ Entwurf zu bitten. Der Bitte kam sie auch nach, und im April 1963 wurden dem Denkmalausschuss drei neue Modelle präsentiert. Mittlerweile hatten sich aber auch noch auch weitere Künstler für die Ausarbeitung eines Models angeboten.
Doch die Modelle der beteiligten Künstler (neben Helga Brugger die bekannte Bildhauerin und Schriftstellerin Ruth Schaumann und Prof. Lehmann aus Hannover) stießen nicht nur auf Zustimmung. Letztlich beteiligte sich auf Anregung des Stadtarchivars Erich Woehlkens auch der Möllner Künstler Karlheinz Goedtke, der in seiner Heimatstadt bereits den Eulenspiegel-Brunnen geschaffen hatte, an der Ausschreibung. Der Denkmalausschuss des Verkehrsvereins gab diesem Künstler schließlich im Juni 1965 den Zuschlag. Der Ausschuss-Vorsitzende Peter Cordes wies in der entscheidenden Tagung darauf hin, dass eine zweijährige Tätigkeit des Ausschusses für eine Entscheidungsfindung notwendig gewesen sei. Man hoffe nun, eine breite Zustimmung der Bevölkerung, und damit auch größere Spendenbereitschaft, für das Denkmal zu bekommen. Es sei für die beteiligten Künstler nicht einfach gewesen, für das Uhlenköper-Thema eine künstlerische Umsetzung zu finden, die so dargestellt sei, dass sie sich jedem Besucher sofort erschließen würde. Goedtke habe das sofort erkannt und sich im Gegensatz zu seinen KollegInnen für die Gestaltung
einer Figurengruppe entschieden.

Rechnung über die Einweihung des Uhlenköperdenkmals im Jahr 1967

Nach der Entscheidung des Verkehrsvereins wurde das Ergebnis Stadtdirektor Goldmann mit der Bitte um Bestätigung des von der Stadt bereits vorgesehenen Platzes an der St.-Marien-Kirche weitergeleitet. Zunächst wurde im Kulturausschuss über das Anliegen beraten und seine Entscheidung für den Verwaltungsausschuss fiel negativ aus. Es wurde innerhalb dieses Gremiums nicht verhehlt, dass die Wahl des Verkehrsvereins nicht für die Beste gehalten wurde. Man empfahl dem Verwaltungsausschuss daher einen anderen Ort für die Skulptur, um den Platz an der Kirche für ein geeigneteres Kunstwerk freihalten zu können. Außerdem schlug der Kulturausschuss dem Verwaltungsausschuss die Hinzuziehung des Kulturdezernenten Paul Schäffer vor, der bereits „Grundsätzliches“ zu dem Entwurf ausgeführt habe. In Folge wurden vom damaligen Stadtoberbaurat Müther alternative Aufstellungsorte vorgeschlagen, die aber aus seiner Sicht nicht unbedingt als ideal anzusehen waren. An erster Stelle priorisierte er den Herzogenplatz, und zwar die Stelle des Kriegerdenkmales, das dann einen neuen Platz auf dem Friedhof oder im Stadtwald finden sollte. Es wurde hierfür keine Einigung erzielt, sondern die Frage des Denkmals eskalierte geradezu zum Streit zwischen dem Kunstdezernenten Paul Schäffer und Ratsherrn Peter Cordes, wobei auch nicht mit öffentlichen Beleidigungen zurückgehalten wurde. Allerdings gab es auch Seiten des damaligen Bürgermeisters Alfred Krüger und 1. Senators Rudi Schrödter Einwände, das Denkmal an der Kirche aufstellen zu lassen. Letztlich wurden die Streitigkeiten aber behoben und das Denkmal am 6. Mai 1967 feierlich eingeweiht und im Anschluss im Hotel Stadt Hamburg mit „kalter Platte“ und „kleinem Umtrunk“ gebührend gefeiert.

Quellen:
Akten des Kulturamtes, Kulturelle Angelegenheiten. Denkmale. Uhlenköperdenkmal, Bd. 1-3. Egge, Reimer: „Wenn auch manches noch der Verbesserung bedarf…“ Uelzen von 1956 bis 1972, Uelzen 2003.
Hoffmann, Horst: Das Wahrzeichen der Stadt feiert Jubiläum: 25 Jahre Ulenköper-Denkmal in Uelzen, in: HW, Nr. 19, 1992, S. 73.