Die Eröffnung des Elbe-Seitenkanals am 15. Juni 1976
Mit dem Bauvorhaben des Elbe-Seitenkanals wurde das seit Jahrzehnten immer wieder immer wieder angeregte Ziel einer verbesserten Anbindung des Hamburger Hafens an das deutsche Binnenwassernetz realisiert. Nach sechsjähriger Bauzeit wurde der Kanal im Juni 1976 eröffnet. Der Kanal von insgesamt 115 km Länge führt auf 48 km Länge durch den Landkreis Uelzen. Mit dem Bauvorhaben wurden viele Erwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung der seit Ende des Zweiten Weltkrieges in eine Randlage gedrängten Region Uelzen verknüpft, die sich in den ersten Jahren nach dem Bau nicht erfüllten. Dabei spielte sicherlich auch die allgemeine verkehrspolitische Entwicklung seit den 1960er-Jahren eine Rolle, die ihre Priorität auf den Straßenverkehr setzte. Allerdings hat gerade in den letzten Jahren das Verkehrsaufkommen auf dem Elbe-Seitenkanal deutlich zugenommen. So wurde 2014 am Schiffshebewerk Lüneburg und der Schleuse Uelzen zum ersten Mal die Zehn-Millionen-Tonnen Marke an transportierter Ladung per Binnenschiff überschritten. Für den Hafen Uelzen bedeutete dies eine Steigerung von 38% im Vergleich zum Vorjahr. Durch das gesteigerte Verkehrsaufkommen zwischen Hamburg und dem Hinterland kommt das Schiffshebewerk Scharnebeck zunehmend an seine Grenzen. Für das Jahr 2030 wird die Zunahme des Güterumschlags im Hafen Hamburg und der entsprechende Zuwachs im Hinterlandverkehr mit 48% veranschlagt. Der Neubau einer Sparschleuse in Scharnebeck ist im Bundesverkehrswegeplan 2030 als „vordringlicher Bedarf“ enthalten.
Ideen und Pläne für einen Kanal, der die Schifffahrt von den Wasserstandsschwankungen der Elbe unabhängig machen sollte, gingen bereits in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück, scheiterten damals aber an partikularen Interessen einzelner Bundesländer im deutschen Reich. Erst in der jungen Bundesrepublik konnte dieses Projekt konkretisiert und letztlich umgesetzt werden. So wurde im Jahre 1951 ein „Nordsüdkanal-Verein“ mit dem Ziel gegründet, den Bau eines Kanals für den Verkehr von Schiffen mit einer Beförderungskapazität von bis zu 1000 Tonnen und später für Europaschiffe mit 1350 t Beförderungsleistung und 2,50 Tiefgang zu betreiben. 1955 wurde von diesem Verein ein Gutachten vorgelegt, der die Wirtschaftlichkeit und technische Durchführbarkeit positiv begutachtete. Ein weiteres Gutachten der Wasser- und Schifffahrtsbehörde aus dem Jahr 1959 bekräftige die vorhergehende Untersuchung und kam außerdem zu dem Ergebnis, dass auf dem neuen Wasserweg Güter weitaus kostengünstiger transportiert werden könnten als mit der Bahn. 1965 wurde schließlich ein Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Ländern Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein über den Bau des Elbe-Seitenkanals sowie den Ausbau der Oststrecke des Mittellandkanals geschlossen. Die Mittel sollten zu zwei Dritteln vom Bund und einem Drittel von Hamburg getragen werden. Dies zeigte, wie hoch die Bedeutung des Kanals von Seiten Hamburgs eingeschätzt wurde. Daraufhin wurden von den Kommunen und Kreisverwaltungen Pläne für den Bau von Häfen erarbeitet, deren Standorte Lüneburg, Uelzen und Wittingen wurden.
Heute verbindet der Elbe-Seitenkanal Uelzen mit dem gesamten europäischen Binnenschifffahrtsnetz. Er verläuft parallel der beiden nord-südlichen Hauptverkehrswege, der Bahnstrecke Hannover-Hamburg und der Bundesstraße B 4. Aufgrund der unterschiedlichen Höhenlagen innerhalb des Kanalverlaufs liegt der Wasserspiegel teilweise über bzw. unter dem Gelände. Dazu mussten insgesamt fast 25 Millionen Kubikmeter Boden bewegt werden. Ein Ergebnis der Entnahme von geeignetem Boden sind der Oldenstädter und der Jastorfer See. Bei Esterholz ist ein Höhenunterschied von 23 Meter zu überwinden. Die für diesen Zweck gebaute Sparschleuse misst eine Länge von 190 Meter und 12 Meter Breite und ist eine der größten Binnenschifffahrtsschleusen Deutschlands. Eine neue Schleuse (Schleuse Uelzen II) wurde im Dezember 2006 für die Schifffahrt freigegeben. Im Landkreis Uelzen mussten insgesamt 47 Kreuzungsbauwerke für die verschiedenen Über- und Unterführungen von Straßen, Eisenbahnstrecken und Wasserläufen gebaut werden.
Quellen und Literatur:
Böttcher, Christine: Wasserversorgung im ländlichen Raum. Zum 50-jährigen Bestehen des Wasserversorgungszweckverbandes des Landkreises Uelzen, hrsg.v. Wasserversorgungszweckverband Landkreis Uelzen (Veröffentlichung des Kreisarchivs Uelzen 8), Uelzen 2015, S. 25-29.
Uelzen und der Elbe-Seitenkanal. Sonderbeilage der AZ vom 15.06.1976, Stadtarchiv.
Bündnis-Elbe-Seitenkanal e.V.: https://www.besk-niedersachsen.de/2-0-Der-Elbe-Seitenkanal.html, Abruf 12.06.21
Bild: Ausschnitt aus der der Sonderbeilage der AZ vom 15.06.1976, Seite 3.