Aus dem Archiv

Aus dem Archiv: Erste Bürgervorsteherin in Uelzen

„An den Magistrat der Stadt Uelzen.
Ich nehme die Wahl zum Bürgervorsteher an.
Frau Anna Meyer“

Erklärung F. MeyerMit dieser knappen Mitteilung vom 12. März 1919 schrieb Anna Meyer Geschichte, denn sie war damit eine der beiden ersten weiblichen Bürgervorsteher der Stadt Uelzen. Nach der Beendigung des Krieges im Herbst 1918 und einer kurzen Phase eines Uelzener Arbeiter- und Soldatenrates fand am 19. Januar 1919 die Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung als erste freie allgemeine Wahl für Frauen und Männer statt. Am 2. März folgten die Kommunalwahlen, wobei sich in Uelzen unter den 107 Wahlkandidaten 9 Frauen befanden. Anna Meyer (Liste
Dohrendorff, „Deutsch-Hannoveraner“) sowie Frieda Meyer (Liste Zenner, „Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates“) wurden in das nun aus 30 Bürgervorstehern bestehende Stadtparlament gewählt. Im Kreistag waren in dieser Zeit, wie wohl auch in den folgenden Jahren, keine Frauen vertreten.

Anna Meyer (geb. am 20.4.1866 in Soltau), die mit dem Ratsweinhändler Carl Meyer verheiratet war, war nicht nur politisch aktiv, sondern zeichnete sich auch durch ihr soziales Engagement aus. Sie arbeitete viele Jahre im Vaterländischen Frauenverein, der sich in Uelzen gerade in der schwierigen Zeit während und nach dem Ersten Weltkrieg um die Bekämpfung der sozialen Notstände, u.a. mit der Einrichtung einer Volksküche, bemühte.
Anna Meyer starb am 31. Mai 1938 in Uelzen.

Quellen:
Magistratsakten, Neubestand, IIA 49/6.
Sammlung Christian Meyer, Stadtarchiv.
Bismark, Günter, Uelzen 1918-1945. Von den Roten Räten bis zum Ende der Braunen Bonzen, Uelzen 1985.