Aus dem Archiv

Aus dem Archiv: Johann Maria Farina wurde im Mai 1913 Bürgermeister der Stadt Uelzen

Vor 110 Jahren: Johann Maria Farina wurde im Mai 1913 Bürgermeister der Stadt Uelzen

Am 8. Mai 1913 wurde Johann Maria Farina feierlich mit einem Festmahl im Hotel Stadt Hamburg als Bürgermeister der Stadt Uelzen eingeführt. Er sollte dieses Amt unter vier Regierungen führen. Noch im Kaiserreich übernahm er die Leitung der Stadt Uelzen, um dann den Ersten Weltkrieg, Revolution und die Weimarer Republik in derselben Position mitzuerleben. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen, blieb Johann Farina weiter im Amt. Erst 1946, in Deutschland hatten die Alliierten nun die Herrschaft inne, entschied sich Farina aus eigenen Stücken dazu, in den Ruhestand zu gehen. Fast 33 Jahre hatte er dieses Amt bekleidet. In Uelzen fand damit eine langjährige Konstante ihr Ende.

Farina wurde am 19.09.1874 in Blankenburg am Harz als Sohn einer Kaufmannsfamilie geboren. Nach dem bestandenen Abitur 1895 begann er ein juristisches Studium, das er 1902 mit der zweiten Staatsprüfung abschloss. Nach seiner militärischen Dienstpflicht begann er seine Arbeit in Peine, wo er das Amt des zweiten Bürgermeisters sowie juristischen Hilfsarbeiters (1904-1912) bekleidete. Für kurze Zeit wurde er 1912 Bürgermeister in Höxter, bis er 1913 seinen Posten in Uelzen antrat.

Einführung von Johann Maria Farina als Bürgermeister der Stadt UelzenSein 25-jährigen Jubiläums als Bürgermeister der Stadt  wurde am 9. Mai 1938 groß gefeiert. Zahlreiche Glückwunschkarten wurden verschickt und etliche Reden wurden gehalten. Die Zeitungen waren voll von biographischen Portraits des Mannes und lobten sein jahrelanges Schaffen für die Stadt. Besonders die städtebaulichen Modernisierungsmaßnahmen und seine Finanzpolitik wurden geschätzt. So wurde es Farina zugeschrieben, dass sich Uelzen in Sachen Modernität (bspw. Kanalnetz) von allen anderen vergleichbaren Städten im Umkreis abzugrenzen vermochte. Uelzen sei demnach eine „Oase im Reigen der zusammenbrechenden Städte“. Farina selbst attestierte sich in seiner Rede anlässlich seines Jubiläums den „Mut zur Unpopularität“. Schließlich sei man als Kommunalbeamter im „vordersten  Schützengraben“ der direkten Kritik schutzlos ausgeliefert. In diesem Sinne brauche es ein „energisches Nein“, um das Interesse des Ganzen zu wahren. Er betonte weiterhin , dass er sich zwar über die Ehrungen und Glückwünsche freue, letztlich aber nur seine „Pflicht und Schuldigkeit“ getan habe. Er selbst lobte sich dahingehend, die Stadt in ihrer Entwicklung vorangebracht und sie „in den sicheren Hafen des Dritten Reichs gesteuert“ zu haben. Im Hinblick auf sein Verhältnis zum Nationalsozialismus kann angeführt werden, dass er seit 01.05.1933 Mitglied der NSDAP war und auch Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt war, aber in keiner der beiden Organisationen einen Rang bekleidete.

Auch nach Vollendung des 65. Lebensjahrs bleibt Farina weiterhin im Amt, da er einst als Beamter auf Lebenszeit, der letzte in der Provinz Hannover, eingestellt worden war.

Trotz seiner ansonsten bestehenden Loyalität gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern setzte sich Farina am Ende des Krieges vergeblich gemeinsam mit Landrat Düvel gegen eine Verteidigung der Stadt ein. Mit der von Gauleiter Telschow angeordneten und Kreisleiter Heinrich Schneider durchgesetzten Verteidigung im April 1945 wurden große Teile Uelzens zerstört.

Farina blieb bis zum 31.01.1946 im Amt und wurde einen Tag darauf von der Militärregierung feierlich entlassen. Ein Entnazifizierungsverfahren sprach ihn schließlich durch ein am 21.01.1949 rechtskräftig gewordenes Urteil frei. Er verstarb 1951.


Pia Dehmer

 

Quellen und Literatur:

Allgemeine Zeitung der Lüneburger Heide vom 7.-11. Mai 1938
Magistratsakten Fach 48/Nr. 7, Wahl des Bürgermeisters Farina 1913.
Egge, Reimer: Vom Stresemann zum Braunhemd. Uelzen 1918-1945, Uelzen 1985.
Woehlkens, Erich: Uelzen in den letzten Kriegstagen. Dokumente, Berichte, Aussagen und Fotos zur Schlacht
um Uelzen“ vom 13. Bis 18.4.1945, in: Heimatkalender 1972, S. 57-72.