Aus dem Archiv

Aus dem Archiv: Machtübernahme 1933 in Uelzen

Der „Aufmarsch der nationalen Front“ am 5. Februar

Am 30. Januar war Adolf Hitler von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt worden. Damit hatte er eine wesentliche Etappe auf dem Weg der Machtergreifung erreicht. Nun verfolgte die NSDAP zielstrebig das Ziel der absoluten Machtübernahme. Dem neuen Kabinett gehörten außer Hitler nur zwei weitere Nationalsozialisten an: Wilhelm Frick wurde Innenminister und Hermann Göring Reichsminister ohne Geschäftsbereich, Reichskommissar für den Luftverkehr und preußischer Innenminister. Am 31. Januar 1933 war in der „Allgemeinen Zeitung der Lüneburger Heide“ unter der Rubrik „Heimatnachrichten“ folgendes zu lesen: „Die Kanzlerschaft Adolf Hitlers und die Bildung des neuen Reichskabinetts weckte auch in Uelzen starke Begeisterung. Einzelne Häuser hatten geflaggt. Am Abend bewegte sich ein außerordentlich langer Fackelzug durch einige Straßen der Stadt.“ Da die neue Regierung nicht die Mehrheit des Reichtags hinter sich hatte, versuchte Hitler sie durch baldige Neuwahlen zu erlangen und setzte sich auch damit durch. Die Wahlen wurden auf den 5. März festgelegt. Am 6. Februar 1933 erschien in der Zeitung ein umfangreicher Bericht über einen „Gewaltigen Aufmarsch der nationalen Front in Uelzen“. Am Tag zuvor war von Nationalsozialisten eine große Kundgebung in Uelzen organisiert worden. Die Form der Berichterstattung zeigt deutlich, dass der Wahlkampf bereits auf vollen Touren lief. Die neuen Machthaber nutzten jede Gelegenheit, um die Bevölkerung auf die „nationale Erhebung“ einzuschwören und ihre Gegner mundtot zu machen. Es wurden dabei bereits alle Register der Propaganda gezogen. Die Kundgebung wurde mittags mit einem Aufmarsch durch die Stadt begonnen. Die Teilnehmer des Zuges waren neben Gefolgsleuten der NSDAP auch Mitglieder des Stahlhelms und der Deutschnationalen Partei. Der fahnengeschmückte Aufmarsch wurde von zahlreichen Kapellen begleitet. Am Kriegerdenkmal wurde ein Kranz zum Gedenken der Gefallenen des Ersten Weltkrieges niedergelegt. „Im strammen Schritt“ zogen die „über 1200 Zugteilnehmer“ unter großer Anteilnahme zur Stadthalle. Aufgrund des großen Andrangs fand außer in der Stadthalle eine weitere Veranstaltung im Hotel Stadt Hamburg statt. Die Berichterstattung in der Allgemeinen Zeitung erfolgte bereits ganz im nationalsozialistischen Sinne, die die Reden entsprechend wiedergab. Nach Jahren der „Hoffnungslosigkeit“ und Unterdrückung sei nun die Zeit der „nationalen Erhebung“ gekommen. Deutschland werde wieder groß, die Schmach des verlorenen Krieges 1918 würde beseitigt und gerächt werden. Die Bevölkerung müsse der nationalen Regierung den „Rücken stärken“, was in der Kundgebung angeblich auf große Begeisterung stieß. Mit den Gegnern der nationalen Erhebung würde „Bilanz gemacht. Sie seien es, die uns in das Unglück hineingeführt haben.“ Dass dies nicht nur leere Drohungen waren, bekamen auch in Uelzen die Gegner der neuen Machthaber bald zu spüren.

Foto: AZ vom 07.02.1933, Bildunterschrift: „Vorbeimarsch eines SA-Sturms vor den Führern der vereinigten nationalen Verbände. Foto: Pagels.

Quellen:
Stadtarchiv, Allgemeine Zeitung vom 31.01-07.02 1933
Foto: AZ vom 07.02.1933, Bildunterschrift: „Vorbeimarsch eines SA-Sturms vor den Führern der vereinigten nationalen Verbände. Foto: Pagels.