Aus dem Archiv

Aus dem Archiv: Zum 50. Todestag von Ruth Schaumann

Ruth Schaumann wurde am 24.08.1899 als zweite Tochter des Offiziers Curt Schaumann und seiner Ehefrau Elisabeth (Lilly) in Hamburg geboren. Die Mutter Lilly stammte aus Uelzen. Sie war das einzige überlebende Kind und Erbin des Mühlenbesitzers Theodor Becker und seiner Ehefrau Anna Margarethe Catharine Becker, geb. Flügge. Das Wohnhaus der Familie Becker und der Speicher der Mühle wurden 1945 zerstört, aber die Villa Schaumann, die sich die nach Uelzen zurückgekehrte Lilly Schaumann 1925 vom Architekten Adolf Wendhut bauen ließ, blieb erhalten.

Foto: Stadtarchiv Uelzen - Die Schaumannsche Villa

Die kleine Ruth wuchs zunächst in Hagenow im Elsass auf, verbrachte aber die Ferien regelmäßig bei den Großeltern. Die Mühle und Uelzen blieben der Zufluchtsort ihrer Kindheit. Mit einer Scharlacherkrankung im Jahre 1905 änderte sich ihr Leben schlagartig. Sie überlebte die Krankheit, behielt aber eine lebenslange Taubheit zurück. Die Eltern ermöglichten der Tochter Privatunterricht bei einem Lehrer für Gehörlose in Hamburg, wo sie nun getrennt von der Familie lebte. Nach Beendigung der Schulzeit publizierte sie unter Pseudonym erstmals fünf Gedichte in der Uelzener Zeitung und erhielt dafür eine positive Resonanz. Zwischen 1915 und 1917 lebte Ruth übergangsweise in Lahr und zog von dort nach München, wo sie 1918 an der Staatlichen Kunstgewerbeschule angenommen wurde. Sie wendete sich hier der plastischen Kunst zu und wurde Meisterschülerin von Josef Wackerle. 1924 heiratete sie Friedrich Fuchs, den damaligen Redakteur der Monatszeitschrift „Hochland“.

Foto: Stadtarchiv Uelzen - Die Künstlerin Ruth Schaumann

Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Es folgte eine künstlerisch schaffens- und erfolgreiche Zeit für Ruth Schaumann. Sie arbeitete mit verschiedenen Materialien und erweiterte ständig ihre Ausdrucksformen. Sie bezeichnete sich als Malerin, Bildhauerin und Dichterin. 1920 wurde ein erster Gedichtband veröffentlicht, später folgten Erzählungen, Novellen und Romane. Ruth Schaumann wurde mit vielen Ehrungen ausgezeichnet. Sie erhielt 1932 den Dichterpreis der Stadt München, 1959 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse, 1960 den Goldenen Kogge-Ring der Stadt Minden, 1964 den Bayrischer Verdienstorden, 1974 die päpstliche Auszeichnung Pro Ecclesia et Pontifice für ihre Verdienste um die Christliche Kunst. Ruth Schaumann starb am 13. März 1975 in München.

Quellen und Literatur:
Angaben aus der Broschüre: Hansestadt Uelzen (Hrsg.), Henriette Praesent und andere (Kauf)frauen der Stadtgeschichte, Uelzen 2021, S. 14-15.
Stadtarchiv Uelzen, VD 189, Nr. 108, Materialien zu Ruth Schaumann.
Ebeling, Dorothee, Ruth Schaumann, eine biographische Skizze, in: Frauen, die Uelzen beweg(t)en, Uelzen 2015, S .43-57.
Fotos: Stadtarchiv Uelzen S 803 Nr. 350 und 1637.