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» ›Still, stumpf, beschäftigt mit Kartoffelschälen, verlegt‹ – Frauen als Opfer der T4« – Eröffnung der Sonderausstellung der »Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg im Rathaus Uelzen

(Uelzen/Lüneburg) Am Dienstag, 7. Mai, um 18 Uhr, eröffnet das Stadtarchiv der Hansestadt Uelzen gemeinsam mit der »Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg im Rathaus Uelzen (Herzogenplatz 2, 29525 Uelzen) die Sonderausstellung » ›Still, stumpf, beschäftigt mit Kartoffelschälen, verlegt‹ – Frauen als Opfer der T4«. Interessierte sind herzlich eingeladen. Die Ausstellung wird bis zum 29. Mai zu sehen sein.

In den Jahren 2017 und 2018 erforschte die „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg Lebensgeschichten von Frauen aus dem ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg, die im Jahr 1941 Opfer der »Aktion T4« wurden, der systematischen Ermordung von Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen durch Vergasung.

 

Foto: Verlegung von Patienten im Rahmen der „Aktion T4“ von Liebenau im Herbst 1940. Stiftung Liebenau.
 

Die daraus entstandene Sonderausstellung nimmt unter anderem auch das Schicksal einer Frau aus der Stadt und dem Landkreis Uelzen auf ‒ das von Elfa Seipel, die mit ihrem Ehemann in der Friedrich-Ebert-Straße in Uelzen lebte. Sie wurde gemeinsam mit weiteren Patientinnen der Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt über die Zwischenanstalt Herborn in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt und dort im Frühjahr 1941 ermordet. Mindestens 475 Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg fielen diesem Mordprogramm zum Opfer, 228 von ihnen waren Frauen, Ehefrauen, Mütter und Großmütter. In das Forschungsprojekt wurden Angehörige sowie Pflegeschüler (auch Teilnehmer der Uelzener Krankenpflegeschule) einbezogen.

Foto: Elfa Seipel, vorne links in weißer Bluse, mit ihren Eltern und Geschwistern, ca. 1918. Archiv „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg/Privatbesitz Ulla Bucarey.

 

Zur Sonderausstellung werden mittwochs offene Führungen und auf Nachfrage auch Gruppenführungen für interessierte Besucher angeboten, die durch Schüler des Uelzener Lessing-Gymnasiums betreut werden. Zudem liegen Materialien für eine selbstständige Erkundung einzelner Themen der Sonderausstellung bereit. „Viele Besucher haben ein vages Vorwissen zum Thema Patientenmord und auch schon etwas über die Aktion T4 gehört. Dann aber in der Ausstellung zu erfahren, wie diese Tötungsaktion hier in der Region ablief und wie das Verbrechen einzelne – auch eine Uelzener Familie bis heute begleitet, überrascht die meisten“, erzählt Dr. Carola Rudnick, Kuratorin der Ausstellung sowie wissenschaftliche und pädagogische Leiterin der Gedenkstätte.

Am Abend der Eröffnung führt Rudnick nach einer Begrüßung durch Bürgermeister Jürgen Markwardt thematisch in die Ausstellung ein, Pflegeschüler der Uelzener Pflegeschule schließen sich mit einer Präsentation ausgewählter Biografien an. Es werden auch Angehörige der »T4«-Opfer als Gäste erwartet.

Die Sonderausstellung wird durch das Bundesprogramm »Demokratie leben!« des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und wurde im vergangenen Jahr erstmals in den Räumen der Gedenkstätte gezeigt. Nun geht die Sonderausstellung auf Reisen und kommt zuerst nach Uelzen. Die Lüneburger »Euthanasie«-Gedenkstätte zeigt bereits im zweiten Jahr in Folge Sonderausstellungen, in denen neue Forschungsergebnisse zum Thema »Nationalsozialismus in der Region« veröffentlicht werden.

Öffnungszeiten der Sonderausstellung: montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von
8 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist frei. Ansprechpartnerin für die Ausstellung sowie Führungen von Gruppen ab einer Größe von 15 Personen ist:

Dr. Carola S. Rudnick, »Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg e. V. |
c-rudnick@t-online.de | Tel. 04131 60 883 72.

Für Schülerinnen und Schüler ab Jg. 8 gibt es Zusatzmaterialien zur selbstständigen Erkundung der Ausstellung.

Weitere Informationen unter www.pk.lueneburg.de/gedenkstaette